Meine Geschichte
Irgendwann fügen sich die Puzzlestücke des Lebens zusammen, irgendwann werden Träume so stark, dass sie nicht mehr übergangen werden können, und irgendwann schickt das Leben einem ein Zeichen: jetzt oder nie…
Ich werde oft gefragt, wie kommt man dazu, aus Flandern (B) nach Südtirol umzuziehen? Meine fixe Antwort lautet immer: das ist eine längere Geschichte. Nicht selten schmunzeln die Leute dann, und fragen: wegen der Liebe?
Ja, ganz bestimmt aus Liebe! Ich muss aber hinzufügen, aus Liebe zu den Bergen, zu diesem Fleck auf Erde, der sich ‚Obervinschgau‘ nennt. Keine andere Landschaft wird mich je mehr faszinieren, keine Region wird mich je mehr Zuhause lassen fühlen, wie dieses raue und gleichzeitig zärtliche Tal.
Als Kind und Jugendliche wurde ich vom jährlichen Vinschgau-Urlaub mit den Eltern, den Bergsteigererlebnissen in der Ortlergruppe mit Vater, und den lieben Menschen, denen ich hier begegnete, geprägt. Damals schon wurde im Unterbewusstsein wahrscheinlich ein kleiner Samen in mir gepflanzt, der irgendwann keimen würde.
Studium in Antwerpen, Leipzig und Aachen, erster Job in Brüssel, danach zurück nach Antwerpen um als PR-Assistentin für die Antwerpener Diamantenindustrie zu werben, um anschließend als Innendienstverantwortliche Benelux bei einer deutschen Firma in der Automobilbranche zu landen. Meine Eltern, inzwischen in der Rente, kauften sich ein kleines Haus in Laatsch bei Mals. Mein Vater, ein begeisterter Weinliebhaber, pflanzte einige Reben am steilen und kargen Hang unterhalb vom Haus, und experimentierte im Keller mit Weinmachen. Jeden Urlaubstag verbrachte ich wieder in Laatsch. Und trotz Haufen professioneller Herausforderungen wurde mir langsam bewusst, dass der Samen gekeimt hatte, und wachsen wollte. Ich drängte ihn aber zurück, er symbolisierte ja einen Traum, den ich mit dem Verstand nur als unrealistisch bezeichnete. Das Gedankenexperiment, wie könnte dieses neue Leben aussehen‘, traute ich mir nicht zu…
Bis im Spätherbst 2011 ein Blitz aus heiterem Himmel auf mich einschlug. Nach plötzlichen heftigen Sehstörnissen wurde ich vom Augenarzt sofort in die Universitätsklinik von Antwerpen verwiesen. Die Diagnose war hart, sehr hart; es wurde ein schnellwachsender Gehirntumor festgestellt, eine sofortige Operation war notwendig, ich war kurz vor dem Blindwerden. In der Achterbahn von Gefühlen und Ängsten, die darauffolgte, wurde ich auf das Essentielle zurückgeworfen, und hatte ich nur einen Wunsch: meine geliebten Berge noch sehen zu dürfen. In der Nacht vor der Operation machte ich mir selber ein Versprechen: wenn ich dies überstehe, ziehe ich in den Vinschgau, und werde Winzerin…
Das Leben selbst hat mir eine zweite Chance gegeben. Eine Chance, die ich mit beiden Händen ergriff. Jeder Tag ist ein Geschenk, wofür ich dankbar bin.
„Not all storms come to disrupt your life, some come to clear your path.”